Natur- und Umweltschutz

Nachhaltige Produktion

In Holstein-Schleswig haben Baumschulen Tradition: Seit über 250 Jahren prägen sie im Pinneberger Baumschulland neben landwirtschaftlichen Kulturen das Landschaftsbild. Fragen des Natur- und Umweltschutzes sowie der Nachhalt

Bäume und Sträucher sind elementare Teile einer natürlichen Umwelt. Sie prägen ganz maßgeblich unsere Kulturlandschaft und Siedlungsräume mit ihren Parks und Gärten. Die Baumschulen erzeugen ein natürliches Produkt, das für den Erhalt und die Verbesserung der Umwelt von außerordentlich großer Bedeutung ist.

Beim Anbau der Gehölze in den Baumschulen wird in Bezug auf die Kulturverfahren wie Bodenbearbeitung, Düngung und Pflanzenschutz den fortschreitenden wissenschaftlichen Erkenntnissen, dem Umweltrecht und den gesellschaftlichen Entwicklungen und damit auch den Erfordernissen einer nachhaltigen Erzeugung Rechnung getragen.

# Biologische Vielfalt statt Monokultur

Baumschulfelder sind meist deutlich kleiner als landwirtschaftliche Acker- oder Grünlandflächen. Eine durchschnittliche Schleswig-Holsteiner Baumschule bewirtschaftet ca. 14 Hektar ha in mehreren Teilflächen. Sie sind meist von Knicks oder Windschutzhecken umgeben. Diese bieten zahlreichen Tieren und Pflanzen Lebensraum. Zum Schutz gegen Wildverbiss ist eine geschlossene Einzäunung der Kulturflächen in der Regel aber unverzichtbar.

Durch kleine Teilflächen und die große Vielfalt an Pflanzenarten, Sorten und Kulturstufen entstehen in Baumschulen außerordentlich vielfältige und räumlich stark gegliederte Kulturflächen, die das Landschaftsbild bereichern. Die bunte Palette reicht von den immergrünen Laub- und Nadelgehölzen über Blühgehölze, heimischen Landschaftsgehölzen bis zu Früchte-tragenden Bäumen und Sträuchern wie Eberesche und Schlehe, die den Vögeln als Nahrung dienen. Viele Gehölze sind für den Schutz von Biene und der Insektenvielfalt von überragender Bedeutung.

# Bodenpflege und Pflanzenernährung

Der Boden ist die wichtigste Grundlage für einen erfolgreichen Anbau von Baumschulkulturen. Baumschuler sind deswegen bestrebt, bei allen Kulturmaßnahmen die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens zu erhalten und zu fördern. Eine hohe Bodenfruchtbarkeit zeichnet sich durch eine lockere, krümelige Struktur, eine hohe Wasserhaltekraft und ein reiches Bodenleben aus. Zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit werden Grünpflanzen wie Klee, Senf, die Studentenblume (Tagetes) oder Winterroggen auf Baumschulflächen eingesät und vor Kulturbeginn flach eingearbeitet oder auch Stallmist beziehungsweise Kompost ausgebracht. Die organischen Materialien fördern die Bodenstruktur, erhöhen den Humusgehalt und setzen Pflanzennährstoffe bei ihrer Verrottung langsam frei.

# Düngung nur nach Bedarf der Pflanzen

Soweit der Boden die für das Wachstum der Gehölze erforderlichen Nährstoffe nicht ausreichend bereithält bzw. nachliefern kann, müssen diese durch mineralische und/oder organische Düngung ergänzt werden. Anderenfalls treten durch Mangelernährung Wuchsdepression und Krankheiten an Gehölzen auf. Um den Düngebedarf der Kulturen zu bestimmen, werden regelmäßig Bodenproben entnommen und im Labor auf den Gehalt an pflanzenverfügbaren Nährstoffen (z.B. Stickstoff, Phosphor, Kalium und Magnesium) untersucht. Für die Schleswig-Holsteiner Baumschulen werden jährlich Düngeempfehlungen aufgrund von Bodenuntersuchungen von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und dem Versuchs- und Beratungsring Baumschulen gegeben. Diese kontinuierliche Überprüfung der Böden ist Grundlage für eine bedarfsgerechte Düngung und die Vermeidung von Nährstoffauswaschungen. Der Düngereinsatz konnte so in den letzten Jahrzehnten erheblich reduziert und besser auf den Bedarf der Pflanzen abgestimmt werden.

# Beikrautregulierung - ohne geht es nicht

Wildkräuter können in Baumschulquartieren, Saatbeeten und in Töpfen den Kulturerfolg in Frage stellen. Sie konkurrieren mit den Gehölzen um Licht, Wasser und Nährstoffe. Deswegen muss der Baumschuler regulierend eingreifen. Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass immer 100%ig "saubere" Kulturflächen angestrebt werden. Größere, höhere Gehölze tolerieren einen gewissen Krautbewuchs. Durch Einsaaten beispielsweise von Senf, Phacelia oder Klee kann eine Bodenbegrünung geschaffen werden, die sich mit der Kultur verträgt. Konkurrenzvegetation wird so weitgehend vermieden.

Mechanische Beikrautregulierung vor chemischem Pflanzenschutz
Zwischen den Gehölzreihen werden die Beikräuter durch flache maschinelle Bodenbearbeitung (Scheibenegge oder Grubber) klein gehalten. Spezialgeräte können auch schmale Reihen bearbeiten. Seit einigen Jahren werden auch neu entwickelte Geräte eingesetzt, die das Unkraut durch Bürsten oder Zinken auf den Boden schonende Weise oberflächlich entfernen. Nach wie vor ist immer noch ein gewisser Anteil an Handarbeit in der Baumschule nötig. Unkrautregulierung unter Zuhilfenahme von chemischen Mitteln (Herbiziden) ergänzt die mechanischen Verfahren. Zur Anwendung kommen Wirkstoffe, die sich nach sorgfältiger Prüfung durch die Zulassungsbehörden als unbedenklich für Mensch und Umwelt erwiesen haben.

 

# Pflanzenproduktion im Container

Ein Teil der Gehölze wird in Töpfen oder Containern (das sind Töpfe mit mehr als 2 Litern Volumen-Inhalt) herangezogen. Containergehölze bieten den Vorteil, dass sie in der gesamten frostfreien Jahreszeit gepflanzt werden können und sicher anwachsen, da sie ihre gesamte Wurzelmasse mitbringen. Etwa 15 % der Baumschulflächen werden in Schleswig-Holstein durch Containerkulturen genutzt.

Verwendung "intelligenter" Dünger
Die Containerkulturen werden mit speziellen Vorratsdüngern, die für die Baumschulen entwickelt worden sind, versorgt. Diese Vorratsdünger geben die Pflanzennährstoffe langsam an die wachsenden Gehölze ab und versorgen diese für einen bestimmten Zeitraum. Die Freisetzungsrate der Düngerkörner ist an den Nährstoffbedarf der Pflanze angepasst. Bei feuchtem und warmem Boden und somit bei günstigen Wachstumsbedingungen werden mehr Nährstoffe abgegeben, als in kühlen oder trockenen Perioden. Dadurch wird eine Nährstoffauswaschung weitgehend vermieden.

Der Boden für Containerkulturen: abgedeckt, aber nicht versiegelt
Für die Anlage von Containerkulturflächen wird der Boden geebnet. Seine natürliche Schichtung bleibt erhalten. Üblich ist das Abdecken des Bodens mit Bändchengewebe (Mypex). Letzteres ist für Luft und Wasser durchlässig. Die Bodenabdeckung verhindert den Unkrautaufwuchs zwischen den Containern. Entsprechende Bekämpfungsmittel brauchen also nicht eingesetzt zu werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass Containerkulturflächen keineswegs als versiegelt einzustufen sind. Unter der Abdeckung bleibt die Kulturfähigkeit des Bodens erhalten. Nach Abnahme der Folie können in dem Boden wieder pflanzliche Kulturen mit Erfolg angebaut werden.

 

# Ressource Wasser sparsam einsetzen

In Schleswig-Holstein fallen jährlich im langjährigen Mittel 700-800 mm Niederschläge, etwa 60 % davon während der Wachstumszeit. Diese sind für die Versorgung der Gehölze in Bodenkultur meist ausreichend. Nur in ausgeprägten Trockenzeiten muss zusätzliche Beregnung den Bestand der Kulturen sichern. Das Wasser für die Bewässerung wird nach Genehmigung der zuständigen Wasserbehörde in der Regel dem Grundwasser oder dem Oberflächenwasser entnommen.

Kulturen in Containern sind während des Sommerhalbjahres auf eine ergänzende Bewässerung angewiesen. Ihr zusätzlicher Wasserbedarf liegt durchschnittlich bei ca. 700 mm pro Kulturjahr. In vielen Baumschulen wird das nach Niederschlägen entstehende Überschusswasser von Containerkulturflächen, Wegen und Dächern sowie das ablaufende Wasser nach der Pflanzenberegnung in Vorratsteichen gesammelt. Dort steht es für die Bewässerung zur Verfügung und kann den Verbrauch von Grundwasser fast vollständig ersetzen. 

Moderne Bewässerungsverfahren sparen Wasser
Mit Hilfe von moderner Regeltechnik lassen sich Bewässerungszeiten und Bewässerungsintervalle exakt steuern. Durch Beregnung in den Abend-, Morgen- oder Nachtstunden wird Wasser gespart, weil zu diesen Zeiten die Verdunstung herabgesetzt ist. Gießwagen geben das Wasser direkt in die Containerreihen und vermeiden somit Verluste. Bei der Tropfbewässerung wird das Wasser durch Schläuche verteilt und tropfenweise direkt an die Pflanze gegeben. Mit diesem Verfahren kann gegenüber der Beregnung ca. 70 % Wasser eingespart werden.

# Pflanzenschutz – Pflicht und Erfordernis zugleich

Wer Gehölze in einer Baumschule erwirbt und pflanzen will, verlangt zurecht gesunde, wüchsige Pflanzen. Sie sollen weitgehend frei von Schädlingen und Krankheiten sein. Die Verschleppung von Schädlingen und Krankheiten mit den Gehölzen ist nicht nur nicht erwünscht, sondern in vielfacher Hinsicht sogar aufgrund internationaler Pflanzenschutzbestimmungen (EU-Pflanzenschutzrecht) unzulässig. Deswegen muss der Baumschuler großen Wert auf die Gesundheit seiner Gehölzkulturen legen. Am sinnvollsten ist es, durch geeignete kulturtechnische Maßnahmen dem denkbaren Auftreten von Pflanzenschutzproblemen zuvorzukommen: Auswahl widerstandsfähiger Gehölzarten und -sorten, optimale Bodenvorbereitung, -bearbeitung und Düngung sowie Wahl der optimalen Pflanzenabstände. Durch Flächenwechsel und Beachtung günstiger Fruchtfolgen können Anreicherungen von Schadorganismen vermieden werden. Ebenso wichtig sind Maßnahmen der Pflanzenhygiene, wie etwa das Entfernen kranker Pflanzen oder Pflanzenteile sowie die Reinigung von Werkzeugen und Kultureinrichtungen.

Integrierter Pflanzenschutz: Alternativen haben Vorrang

Für viele Menschen bedeutet Pflanzenschutz stets den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel. In der Praxis hat sich jedoch das Prinzip des Integrierten Pflanzenschutzes durchgesetzt. Das bedeutet:

  • Anbautechnische, mechanische und biologische Pflanzenschutzmaßnahmen haben Vorrang.
  • Chemische Pflanzenschutzmittel werden nur dann eingesetzt, wenn bedeutender Schaden unabwendbar erscheint und andere Verfahren nicht ausreichen.
  • Durch den gezielten Einsatz selektiv wirkender Pflanzenschutzmittel wird die Umwelt möglichst wenig gestört.

Biologische Pflanzenschutzmaßnahmen wie der gezielte Einsatz nützlicher Gegenspieler, haben in Baumschulen in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung erlangt. Die Studentenblume Tagetes erecta, beispielsweise ist ein natürlicher Gegenspieler (Feindpflanze) der im Boden lebenden Fadenwürmer. Deshalb wird sie in zunehmendem Maße auf Baumschulflächen als Vor- oder Zwischenkultur angebaut.

# Chemischer Pflanzenschutz im Wandel

Seit über 70 Jahren werden chemische Mittel zum Schutz von Baumschulpflanzen eingesetzt. Dadurch konnte die Qualität der Pflanzen erhöht, der Kulturerfolg verbessert und mühsame Handarbeit (überwiegend durch Saisonarbeitnehmer/-innen) verringert werden. Heute werden vor allem selektiv wirkenden Pflanzenschutzmittel eingesetzt, welche jeweils nur auf bestimmte Schädlinge, Krankheitserreger oder Unkräuter wirken und den überwiegende Teil der anderen Organismen, z.B. auch der Nützlinge, von ihnen geschont werden.

Strenge Zulassungsbestimmungen für chemische Pflanzenschutzmittel
In Deutschland dürfen nur solche Pflanzenschutzmittel vertrieben und eingesetzt werden, die bei sachgerechter Anwendung keine schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier sowie die Umwelt haben. Für ein neues Pflanzenschutzmittel müssen diese Eigenschaften durch umfangreiche und mehrjährige Testserien von dem Hersteller nachgewiesen werden. Als Zulassungs- und Genehmigungsbehörde ist das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zuständig. Dabei arbeitet es zusammen mit dem Julius Kühn-Institut (JKI), dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und dem Umweltbundesamt. Alle zugelassenen Pflanzenschutzmittel werden mit Auflagen versehen, unter anderem über Anwendungsmenge und -zeitpunkt sowie gegebenenfalls zum Schutz der Anwender, der Verbraucher, der Bienen und/oder der Gewässer. Die Kenntnis dieser Auflagen ist Gegenstand der gärtnerischen Berufsausbildung und des Pflanzenschutz-Sachkunde-Nachweises. Wer Pflanzenschutzmittel im Gartenbau ausbringt, muss im Besitz einer fachlichen Ausbildung oder eines Pflanzenschutz-Sachkunde-Nachweises sein.

Keine Baumschule ohne Fachberatung

Die Fachberatung unterstützt die Baumschulwirtschaft - auch bei der nachhaltigen Produktion. Die Anwendung zeitgemäßer und umweltfreundlicher Kulturverfahren sowie der Einsatz moderner Technik verlangen von den Betriebsleitern und ihren Mitarbeitern ein hohes Maß an Fachkompetenz. Dies gilt auch für Fragen der betrieblichen Weiterentwicklung, der Aus- und Fortbildung sowie des Absatzes der Gehölze.

Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, der Versuchs- und Beratungsring Baumschulen (VuB) e.V. Schleswig-Holstein und der amtliche Pflanzenschutzdienst stehen den Baumschulen mit fachlicher Beratung ständig zur Seite. Eine erhebliche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die Durchführung von Versuchen. So werden im Gartenbauzentrum (GBZ) Ellerhoop-Thiensen sowie in Praxisbetrieben neue Kulturverfahren erprobt. Mehr dazu erfahren Sie bei unseren Beratern:

Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Link: www.lksh.de
Versuchs- und Beratungsring Baumschulen Schleswig-Holstein www.vub.sh
Gartenbau-Berufsgenossenschaft www.lsv.de